Mythos: Antibiotika bei Erkältung

Eine Erkältung erwischt jeden erwachsenen Menschen im Durchschnitt ein- bis zweimal im Jahr. Betroffene wollen dann in der Regel nur eins: Möglichst schnell wieder gesund werden. Bei der Behandlung eines grippalen Infektes scheiden sich dann aber oftmals tatsächlich die Geister. Die einen schwören auf Omas Hausmittel, die anderen setzen lieber auf harte Medikamentation. Aber soll man in dieser Situation überhaupt Antibiotika einnehmen? Die Antwort lautet klar: nein!

Kein übertriebener Antibiotikaeinsatz!.

Die Erklärung dafür: Die Influenza, also die Grippe, und grippale Infekte sind Virusinfektionen. Antibiotika sind hervorragende Medikamente, die wir zur Verfügung haben, um bakterielle Erkrankungen zu bekämpfen – und sie machen das sehr erfolgreich. Die Viren schmunzeln aber nur, wenn ein Antibiotikum kommt und werden in keinster Weise davon beeindruckt und reagieren daher auch nicht darauf. Zudem können sie mitunter starke Nebenwirkungen hervorrufen, wie Durchfall oder Übelkeit. Antibiotika greifen nämlich nicht nur die „schlechten“ Bakterien an, die Ursache der Erkrankung sind, sondern auch die „guten“, die der menschliche Körper benötigt.

Ausnahme: Bakterielle Superinfektion.

Es gibt im Rahmen eines viralen Infektes oder einer Grippe eigentlich nur eine einzige Ausnahme, in der Antibiotikagabe doch anzuraten ist: In manchen Fällen, wenn die Körperabwehr sehr geschwächt ist, kommt es zu einer „bakteriellen Superinfektion“. Dann setzen sich auf die virale Infektion noch zusätzlich Bakterien. Ein Beispiel dafür ist etwa, wenn der Auswurf bei einer Bronchitis gelb-grün wird. Wenn dieser Zustand länger dauert, soll man doch noch ein Antibiotikum einnehmen; dann hat es auch Sinn.

Abgesehen davon, dass Antibiotika bei viralen Infekten wirkungslos sind und damit nur massive Kosten verursachen, birgt der massive Einsatz von Antibiotika zudem eine große Gefahr: resistente Keime. Wir erleben es immer mehr, dass viele Keime weltweit auf die Antibiotika, die wir zur Verfügung haben, nicht mehr ansprechen, resistent werden. Sie haben gelernt, sich davor zu schützen. Somit erleben wir, dass ein Bakterium, das vor einigen Jahren bei Antibiotikagabe noch empfindlich war, plötzlich nicht mehr abstirbt und wir daher die Bakterien weiterhin im Körper haben. Das kann etwa bei Infektionen im Krankenhaus zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

Nochmals zusammengefasst:

Virusinfekte brauchen prinzipiell keine Antibiotika. Der übertriebene und unnötige Einsatz, etwa auch in der Nutztierfütterung (wobei Österreich selbst hier sehr gute Richtlinien hat, an die sich auch strikt gehalten wird) oder weil wir bei jeder geringfügigen Erkrankung zu Antibiotika greifen, birgt daher nur die Gefahr, resistente Keime zu erzeugen, die in einer Notsituation dann nicht bekämpft werden können. Ich hoffe, mit der Aufklärung dieses Mythos etwas dazu beigetragen zu haben, Ihre Gesundheitskompetenz ein weiteres Stück gestärkt zu haben. Ich sage immer mit einem kleinen Augenzwinkern: „Ein Arzt ist so gut wie sein mündiger Patient.“ Ich denke, es ich wichtig, dass jeder selbst Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt. π

 

Foto: seventyfourimages