Chronische Darmentzündung

Längstens zwei Stunden nach dem Essen machen sie sich wieder bemerkbar: Rumoren und krampfartige Bauchschmerzen. Nicht lange lässt der Durchfall auf sich warten. Oft so schwer, dass Patienten dehydrieren oder gar so viel Blut verlieren, dass sie anämisch werden.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

belasten den Alltag Betroffener ungemein. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts nehmen gerade in den Industrieländern diese Krankheitsbilder stetig zu, weshalb die Unterformen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa als Zivilisationskrankheiten gelten. Doch was steckt hinter diesen Namen? Zwei Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen; Durchfälle, Darmblutungen sowie Bauchschmerzen. Die Krankheitsbilder beider Formen verlaufen typischerweise in Schüben und sind nicht heilbar. Und doch gibt es Unterschiede:

Morbus Crohn

betrifft meist den gesamten Magen-Darm-Trakt und wurde nach ihrem Entdecker Burrill Crohn benannt. Die Entzündungen, die oftmals auch in mehreren Abschnitten auftreten, finden sich vornehmlich in der Darm­schleimhaut des Dünndarms, im Dickdarm oder im Bereich zwischen Dünn- und Dickdarm. Bei Menschen mit Morbus Crohn ist die wichtige Barrierefunktion der Darmschleimhaut nicht vollständig intakt. Dadurch können Bakterien und andere Fremdstoffe aus dem Darminhalt in die Darmwand eindringen und dort eine entzündliche Abwehrreaktion des Immunsystems auslösen. Oft kommt es in der Folge zu Arthritis oder Osteoporose.

Colitis ulcerosa

betrifft dagegen nur den Dickdarm. Hier beschränken sich die Entzündungen auf die Darmschleimhäute, die tieferen Darm­schichten erkranken aber nicht. Sie ist die oberste Schicht des Darms und eine natürliche Barriere zwischen Umwelt und Körperinnerem – die bei Colitis ulcerosa eben nicht intakt ist. Bei der Colitis ulcerosa stehen blutige Durchfälle im Vor­dergrund, während beim Morbus Crohn oftmals Engstellen und Fisteln, also unnatürliche Gänge im Gewebe, Probleme bereiten.

Die Diagnose

stellt der Arzt nach einer ausführ­lichen Anamnese, Untersuchungen von Blut- und Stuhlproben und meist einem Ultraschall. Mittels Darmspiegelung können ent­zündliche, blutende Bereiche des Darms erkannt und Gewebepro­ben entnommen werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, eine Magnetresonanztomographie (MRT) machen zu lassen.

Therapie.

Eine kausale Therapie besteht nicht und jede Behandlung muss individuell und situationsab­hängig erfolgen. Die entzündungs­hemmende Therapie basiert auf Aminosalicylsäure und immuno­suppressiven Medikamenten, u. a. auf dem altbewährten Kortison oder Methotrexat bzw. den neu­eren Immunmodulatoren wie Anti-TNF. Nur in sehr schweren Fällen sind operative Eingriffe nötig. Zudem unterstützen ein gutes Stressma­nagement, richtige Ernährung und bestimmte Verhaltensweisen im Alltag: Trinken Sie mindes­tens 1,5 bis 2 Liter pro Tag – aber keine kohlensäure­haltigen Getränke, vermeiden Sie stark gewürzte Speisen, Blähendes und rohe Produkte wie rohes Fleisch sowie rohen Fisch. Meiden Sie frittierte und fette Speisen wie Pommes frites, Geräuchertes, paniert Gebratenes, zu heiße und zu kalte Speisen. Verteilen Sie die Speisen auf mehrere kleine Mahlzeiten, kauen Sie gründlich und nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Essen. Ziel jeder Behandlung und jedes Therapieansatzes sollte die Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen sein – trotz chronischer Darmentzündung.