Geschmacksstörung

Ein Kaffee am Morgen, ein Grillhendl zu Mittag, etwas Süßes zwischendurch und abends ein Salzstangerl – der Genuss all dieser Lebensmittel besteht für uns besonders in deren unterschiedlichem Geschmack: Von herb über süß bis würzig-salzig gibt es die verschiedensten Ausprägungen, die uns tagtäglich ein Feuerwerk an Geschmackserlebnissen ermöglichen. Was aber, wenn dieser Sinn plötzlich ausfällt? Was, wenn wir plötzlich keinerlei Unterschied mehr zwischen süß und salzig oder scharf und mild schmecken? Es irritiert, verhindert Genussmomente und nimmt Lebensfreude. Betroffene leiden dann unter der sogenannten Dysgeusie, einer Störung des normalen Schmeckempfindens. Liegt ein vollständiger Verlust des Schmeckempfindens vor, spricht man von Ageusie. Daneben existieren noch weitere Unterformen von Geschmacksstörungen, bei denen das normale Schmecken in unterschiedlicher Weise verändert ist: So wird bei der Parageusie etwa ein Geschmack verändert wahrgenommen, was ein zuvor wohlschmeckendes Nahrungsmittel so abfälschen kann, dass es sehr unangenehm schmeckt. Oder Betroffene nehmen einen Geschmack wahr, obwohl kein entsprechender Geschmacksreiz im Mund vorhanden ist. Das nennt man Phantogeusie.

So entsteht Geschmack

Verantwortlich für den Geschmack ist das Zusammenspiel von Geschmacksknospen, Hirnnerven und dem Gehirn. Ist eine dieser Stationen gestört, wird die Geschmackswahrnehmung verändert oder fällt ganz aus. Denn dahinter steht ein komplexer Prozess: Ein Mensch hat mehrere Tausend Geschmacksknospen im Bereich von Zunge und Gaumen. Durch sie kann zwischen den fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen unterschieden werden. Von den insgesamt zwölf Hirnnerven sind drei für den Geschmack zuständig. Diese Nervenbahnen leiten die Informationen der Geschmacksknospen zum Gehirn weiter, wo alle Informationen zusammenlaufen, verarbeitet werden und ein Geschmack wahrgenommen wird.

Die Auslöser

Ursachen für die Schädigung der Geschmacksknospen können etwa Infektionen im Mund und Rachenraum sein, Autoimmunerkrankungen, Medikamentennebenwirkungen, Diabetes, ungenügende Speichelproduktion, Tumoren, aber auch mangelhafte Mundhygiene. Die Hirnnerven können durch Operationen, Gehirntumoren, Entzündungen oder Verletzungen beeinträchtigt werden. Generell gilt also: Wenn das Geschmacksempfinden vollkommen ausfällt oder anderweitig verändert ist, kann dies ein Hinweis auf eine bisher unentdeckte gesundheitliche Störung sein. Dabei sind sowohl eher harmlose Ursachen, als auch gefährliche Erkrankungen als Verursacher der Geschmacksstörung möglich.

Arzt aufsuchen!

Zögern Sie also nicht, den Hausarzt aufzusuchen. Dieser kann durch eine Anamnese und erste Untersuchung abschätzen, ob eine weitere Abklärung durch Spezialisten notwendig ist. Spezialisiert auf Schmeck- und Riechstörungen sind Fachärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. In manchen Städten existieren sogar eigene „Zentren für Schmeckstörung“. Sie können für das insgesamt seltene Symptom der Ageusie sicherlich die meiste Erfahrung hinsichtlich der Diagnostik und Behandlung aufweisen. Häufig handelt es sich dabei um eine an ein Krankenhaus angegliederte Ambulanz. Die Therapie richtet sich jedenfalls vollkommen nach der Ursache. In den meisten Fällen gibt es aber gute Möglichkeiten, den Leidensdruck effizient zu senken.

„Bewusst gesund“ – Gesundheitstipps von Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn, ORF Nachlese
Foto: goinyk